Freizeitkrankheit – was tun?

Endlich Ferienzeit! Wir fiebern dem Urlaub schon seit Wochen entgegen und kaum hat er begonnen, bekommen wir tatsächlich Fieber. Hunderttausende werden an den Wochenenden oder in der Ferienzeit regelmäßig krank. Sie leiden z.B. unter Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Kopf- oder Rückenschmerzen bis hin zu depressiven Verstimmungen.

Der niederländische Psychologe Adrian Vingerhoets litt selbst unter diesem Phänomen und untersuchte es deshalb etwas genauer. Häufig erkranken Menschen, die viel privaten oder beruflichen Stress haben, die perfektionistisch veranlagt und sehr verantwortungsbewusst sind. Ihre Gedanken kreisen selbst in der Freizeit permanent um ihre Arbeit, ihre Probleme und ihre Sorgen um die Zukunft. Sie können nicht mehr abschalten und haben Schwierigkeiten, den Urlaub zu genießen. Bei der sog. „Leisure sickness“ (übersetzt: Freizeitkrankheit) gewöhnt sich der Körper daran, dauerhaft angespannt zu sein. Das ungewohnte Nichtstun erzeugt nun Stress und führt zu Unwohlsein.

Eine Klientin litt unter diesem Phänomen und glücklicherweise kann ich in der Vergangenheitsform schreiben. Heute geht es ihr gut – damals war sie erschöpft: Zu viel zu tun, zu wenig Zeit. Der Terminkalender war voll und sie sah buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Somit ging ich mit ihr in den realen Wald. Dort kam sie zur Ruhe und erlebte sich intensiv im Hier und Jetzt. Mit Achtsamkeitsübungen gelang es ihr, sich ganz auf den Moment zu fokussieren und dadurch die Zeit intensiv zu erleben.

Das Erleben in der Natur hatte etwas in ihr angeregt. Dadurch veränderte sie nach und nach Kleinigkeiten in ihrem Alltag und bewirkte damit Großes.

Anfangs geht es darum nachzuspüren, wie wir unser Leben insgesamt gestalten und wie unsere freie Zeit (anders) verbringen wollen: „Was ist mir wirklich wichtig? Welche Aktivitäten bedeuten ein intensives Zeiterleben für mich? Wobei kann ich abschalten und auftanken?“

Meine Klientin liebt die Natur und sie liebt darüber hinaus Bewegung. Deshalb läuft sie nun mehrmals die Woche im Wald spazieren und tankt dabei Kraft. Durch diese neu gewonnene Energie ist wieder Raum für Kreativität und sie probiert in ihrer Freizeit plötzlich Dinge aus, die sie schon immer mal machen wollte, für die aber (gefühlt) keine Zeit war. Die Freizeitkrankheit gehört der Vergangenheit an.

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„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ Seneca