Krise in der Lebensmitte

Was ist eine „midlife-crisis“ eigentlich? Sie ist eine Sinnkrise, die bei manchen Menschen schon Mitte 30, bei anderen erst Ü50 einsetzen kann. In dieser Phase beginnt man verstärkt, das bisherige Leben und die eingeschlagenen Wege zu hinterfragen und eine Zwischenbilanz zu ziehen. Diese dreht sich um den Sinn des Lebens, die eigenen Werte und Visionen: „Wie soll es weitergehen? War es das? Was will ich wirklich vom Leben?“

In dieser Zeit leiden die Betroffenen u.a. unter Unsicherheiten, Sorgen, Unzufriedenheit, Ängsten, Stress, Überlastung und Veränderungsdrang.

Kritische Lebensereignisse können die Psyche belasten:

  • Im mittleren Alter sind viele Dinge erreicht und abgeschlossen: Haus, Kinder, Geld, etc.. Wenn langgehegte Wünsche erfüllt sind, bleibt manchmal eine Leere zurück, die durch neue Werte und Träume gefüllt werden will.
  • Wenn beruflich alle möglichen Beförderungen erreicht und Projekte abgeschlossen wurden, kann die Arbeit zur langweiligen Routine werden. Viele sehnen sich nach neuen Herausforderungen.
  • Die Kinder sind erwachsen, selbstständig und verlassen das „Nest“. Eine große Umstellung für Eltern! Auf einmal haben sie Zeit und Luft für die Reflexion der eigenen Lebensführung.
  • Auch kinderlose Paare erleben, dass sich (langjährige) Beziehungen verändern und viele trauern den frühen „wilden“ Jahren der Partnerschaft hinterher.
  • Mit steigendem Alter wird die eigene Jugendlichkeit und Schönheit als vergänglich erlebt, was einen Schrecken einjagen kann.
    Eigene Erkrankungen oder die der Liebsten machen die Vergänglichkeit bewusst. Man wird häufiger mit Tod und Verlust konfrontiert.
  • In den Wechseljahren kommt es zu großen hormonellen Veränderungen, die das physische und psychische Gleichgewicht durcheinander bringen können.
  • Die eigenen Eltern werden hilfsbedürftiger, was eine große Veränderung darstellt.

So einzigartig jeder von uns ist, so unterschiedlich sind auch die Auswüchse, Dauer und Bewältigung dieser Krise in der Lebensmitte. Wenn es dir schlecht geht, ist es immer gut, darüber zu sprechen! Sei es mit Partnern, Freunden oder professionellen Begleitern. Das Teilen von Empfindungen und Sorgen oder das Bitten um Rat können dir helfen.

Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um veränderte Bedürfnisse und Werte zu ergründen und wahrzunehmen: „Was ist mir wichtig? Was macht mich zufrieden?“ Neue Aktivitäten, Hobbys und Ziele können zu einem neuen Bewusstsein für die eigenen Vorstellungen vom Leben führen.

Wenn wir auf unsere innere Stimme hören, können wir uns in der Mitte des Lebens neu erfinden. Eine Reife und ein tiefes Bewusstsein für sich selbst kann entstehen.

Phasen der Nachdenklichkeit und Selbstreflexion sind allein noch kein Anzeichen dafür, dass man professionelle Unterstützung braucht. Sobald jedoch über mehrere Wochen hinweg ein Leidensdruck besteht, sollte man hellhörig werden, damit sich kein Burnout oder eine Depression entwickelt:

  • unkontrolliertes Grübeln,
  • Gefühle der Wertlosigkeit und Schuld,
  • dauerhafte Einschlaf- oder Durchschlafprobleme,
  • körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache,
  • wiederkehrende Angstzustände.